Die Ursprünge der Rocknacht Wilsdruff
Vom Film-"Studio Wilsburg" gibts einen kultigen Super8-Film: Das
Rocknachtvideo(1985). Hat zwar auch viel mit Märchen zu tun, meinte aber
ein reales Ereignis. So real, dass die Stasi mehrere Seiten lang in meiner
Akte über die Rocknacht
forschte.
Die erste Rocknacht war einfach aus der Lust auf einen Auftritt entstanden. Der war für eine Amateurband in der DDR nicht so leicht zu realisieren - jeder brauchte eine Einstufung. DIese bedingte eine vorherige Ausbildung und eine Prüfung vor einer Kommission. Tja, hätten wir`s doch gemacht und uns wegen unserer Texte ablehnen lassen... Das wäre ein schöner Karrierestart nach der Wende geworden ...
Also blieb nur die Möglichkeit im Rahmen der Kirche.
und die katholische Kirche in Wilsdruff verfügte über die Wagenhalle,
eine ehemalige Scheune. Die wurde uns tatsächlich vom engagierten Pfarrer
Weinert für einen
"ökumenischen Jugendtreff" zur Verfügung gestellt.
Und nach einem aktionsgeladenen Vorprogramm NO FUTURE YES konnte es
mit T.R., KonTiki und den Wilden Gesellen richtig losgehen. Nach den gefeierten
Auftritten der Bands gabs dann ein Riesenlagerfeuer, was heutigen Rocknachtgästen
durchaus bekannt vorkommen müsste.
Was uns nur bestärkte, im nächsten Jahr die zweite Rocknacht auf die Beine zu stellen. Beide Rocknächte wären so nicht möglich gewesen, wenn nicht die katholische Gemeinde ihre Wagenhalle wieder für einen "ökumenischen Jugendtreff" zur Verfügung gestellt hätte. Und danach ;-) gab es wieder kultige "andere" Musik. Zur ersten Rocknacht spielte die Vorband T.R. (Wilsdruff), danach Kontiki (Meißen) und als Hauptact Die WILDEN GESELLEN (Dorf Wehlen). Zur zweiten Rocknacht dann wieder T.R. (Wilsdruff), Die Gäste (Leipzig), Parkverbot (Dresden) und Big savod and the deep Manko (Meißen). In beiden Jahren gab es spektakuläre Lagerfeuer am Teich und eine kleine Zeltstadt dazu. Für einen Abend war die Szene in Wilsdruff zu Gast.
Warum`s dann nicht weiter ging ? Offiziell gab es eine
einfache Begründung: Der katholische Pfarrgemeinderat hatte in der Mehrzahl
keine Lust auf ökumenische (und staatsgefährdende ;-) ) Veranstaltungen.
Und ein anderer Veranstaltungsort war nicht zu finden. Übrigens trafen
sich die trotzdem Angereisten am 20.-Juni-Wochenende im dritten Jahr bei einem
gewissen
"Reißl" ;-) .Bei dem waren keine Eltern zu Hause und auf der
Terrasse am Haus wurden alte Lindenberg-Kassetten mitgesungen. Zum Ärger
der Mädchen damals.
In der meiner Stasiakte zeigen sich die "Organe" erfreut,
dass das "feindlich-negative"
Zentrum in diesem Punkt seine Aktivitäten eigestellt hatte. Für uns
gings aber grad mit Filmen los...
So geil ! Da ist der Wilsdruffer mal richtig begeistert. Die Rocknacht am 2. 10. war so gut gewesen, daß alle Erwartungen weit übertroffen wurden. Noch am Vortag war die Wetterlage eher heikel und zum Aufbau am Vormittag riss der Wind ständig die Bühnenverhängungen ab. Doch abends wars vollkommen windstill. Ich glaubte mal einen Tropfen gespürt zu haben, geregnet hats aber nicht. Und der zweite große Unsicherheitsfaktor, das altgediente Diesel-Notstrom-Aggregat hielt treu die ganze Nacht lang durch. Und schon zu Beginn hatten viele Leute den eher versteckten Weg zum "Nackschen Arsch" gefunden. Durch die eingeladenen Bands waren (fast) alle Altersstufen vertreten - auch Erwachsene waren unter den Gästen zu finden. Und das meint noch ältere als mich ! ;-)
Im Rahmen der Vorgespräche wurde ja extra für die Kiddies noch eine Band eingeladen, die tatsächlich als Publikumsmagnet wirkte. Über 400 verkaufte Eintrittskarten (unbestätigte Angaben sprechen von fast 600 Leuten !!!) übertrafen alle Erwartungen. So waren die Bratwürste und der Gulasch schon viel zu zeitig am Abend alle. Bier war genug da, auch früh um 3 Uhr gabs noch zu trinken. Durch geschickte Regelungen (pro Plastebecher 1.- DM Pfand) gabs auch fast keinen Müll ! Am Rande sei bemerkt, dass alkoholfreie Getränke deutlich billiger angeboten wurden - das ist ja leider die Ausnahme. Aber nun zum Eigentlichen - der Musik: Für 5 DM waren 6 Bands zu erleben: BAMAWOCOTOX (aus Wilsdruff), Float, Underrock, Last Generation, LOW und Silvermachine. Obwohl die Stil- und Spielarten durchaus verschieden waren, machte die ROCK-Nacht ihrem Namen alle Ehre. Wie beim Wilsdruffer Filmfestival gabs auch ein schön großes Feuer. Überhaupt war der Veranstaltungsort so gut gewählt, daß man sich eine andere Stelle im Nachhinein nur schlecht vorstellen konnte. Durch die Hanglage konnte man von überall sehr gut sehen und die nächsten Häuser standen auch weit genug entfernt.
Die Rocknacht 2000
Aufgeregte Gesichter sah man bei den Veranstaltern beim morgendlichen Aufbauen.
Weniger der nächtliche
Gewitterguss, sondern der schwere Mopedunfall eines wichtigen Helfers stellte das Stattfinden der Veranstaltung
grundsätzlich in Frage. Wo ist denn so schnell ein Stromaggregat und ein großer LKW her zu bekommen
? Die Retter waren der Tankschutzbetrieb Torsten Rost, die ein Wochenende der Rocknacht opferten. Da sind dann
Soundcheckprobleme eher nebensächlich. Ansonsten kann man bei der Vorbereitung schon von einem eingespielten
Team sprechen. Der Weg zum Gelände war gut ausgeschildert - das Problem war wieder ein Anwohner, vor dessen
Haus "zufällig" die Hinweisschilder verschwanden. Das führte
dann dazu, dass die ankommenden Besucher im Wohngebiet Parkplätze suchten. Zum Glück waren sich zwei Rockvereinler nicht zu schade,
als Einweiser an der entsprechenden Stelle zu stehen, so dass man begeistert lange Lichterketten auf den großen
Parkplatz rollen sah.
Obwohl das versprochene Freigetränk tatsächlich schon Massen bis 19.00 Uhr anlockte, gabs den großen
Ansturm erst später. Durch die Energieprobleme konnten die Lokalmatadoren BAMAWOCOTOX
erst
bisschen später anfangen. Dafür gelang der Auftritt
dann um so besser. Obwohl der Einsatz erst wegen einem Trauerfall in Frage stand, bot die Band sogar ein eigens
für die Rocknacht geschaffenes Lied an. Der Beifall für die Band hatte nichts mehr mit einem Anfänger-Bonus
zu tun. Die Band absolvierte ihren Act sicher und perfekt bei bekannter Qualität.
Inzwischen war es schon angenehm voll geworden, so dass Art`N`Stupid
vor einer begeisterten Zuschauerkulisse vom ersten
Lied an (eine Super-Cover-Version von Depeche Mode "Question of time")
ihre Songs krachen ließen.
War gut nach meinem Geschmack - heftig, krachig, rythmisch. Über die Frage
der Political Correctness bei "Nur
die Besten sterben jung" wäre zu reden, den Leuten hat´s ausnehmend
gut gefallen.
So gut, dass die aus Holland angereisten Kedaster
ein bisschen Lampenfieber vor ihrem Auftritt hatten.
Vollkommen unnötig, denn sie waren
schlechthin DER Abräumer des Abends ! Nach den ersten Liedern war
vor der Bühne ein Pogo-Gewühl
der härteren Art zu sehen, der sich aber regelmäßig zum Refrain
mit dem Chor anders ausflippenden und mittanzenden BesucherInnen vereinte. Das
war die Partystimmung, die schon allein den ganzen Abend wert war. Die Band brachte
neben den sympatischen Ansagen in gebrochenem Deutsch vor allem Spaß an der Musik
rüber und steigerte sich bei der "Publik"-Begeisterung von Lied
zu Lied.
Zum Schluss tanzte und sang das gesamte Spektrum an
Besuchern zu "Was wollen wir trinken" zu einem grandiosen Finale. Das war`s !
Danach gabs einen Stilwechsel. Von der Cross-Blues-Band
wurde erwartungsgemäß Blues reinsten Wassers geboten. Freude machte es, den
handwerklich perfekten Musikern zu zusehn. Zum Tanzen waren die ausführlichen Soli naturgemäß weniger
geeignet. Warum allerdings auch die Ansagen auf Englisch gemacht wurden, wenn sich vorher Holländer auf Deutsch
mühten, ist Ansichtssache.
Noch mehr eine Geschmacksfrage ist dann die Beurteilung der letzten Band. Extra aus Tschechien kam
Lady I
and the Bluesbirds.
Wem Klimmzüge
an der Mikroschnur und eigenartige Tanzschritte auf der Bühne gefallen ... O.K., es liegt einfach dran, dass
ich die Frau als Typ irgendwie nicht leiden konnte.
Und wie zum Hohn umtanzte sie betont dann den supernetten Gitarristen,
wenn der mit seinen Einsätzen noch
das meiste an Stimmung herauszuholen versuchte. Das wurde immer schwerer, den durch den nun einsetzenden Regen
wanderten auch noch die Leute ab, die bis nachts halb 3 ausgehalten hatten. Dann brach auch noch die Stromanlage
zeitweise ganz zusammen. Nichts gegen die perfekte Janis-Joplin-Imitation, aber zum Finale gegen 4.00 Uhr morgens
stand nur noch eine Handvoll Leute vor der Bühne.
Während der ganzen Zeit wurde das Wilsdruff-typische
Feuer
mal wieder durch sich selbst überboten.
Das geniale Gelände bietet eine schöne Möglichkeit, das Geschehen
von oben mir einem "Gesamtüberblick" zu
verfolgen. So waren neben den Bands auch die Lager- und Schwedenfeuer wichtig. Das
ganze zu sehr zivilen Preisen und mit einem guten Becherpfandkonzept, was den
Müll
faktisch minimierte. Eine Kritik am Rande: Von Leuten, die nachts 2.00 Uhr noch
kommen, den vollen Eintritt zu verlangen (!), ist ziemlich übertrieben.
Vor allem, wenn nach Privatschätzungen ca. 700 Zuschauer den Konzertabend
verfolgt haben...
Und vielleicht könnte eine Rockvereinlerin beim nächsten Mal die Ansagen übernehmen ? Das sind nur Details, ansonsten ist die Organisation nur zu loben. selbst in so heiklen Momenten: "Kannst du mal mit kommen, da oben prügeln sich zwei !" waren sofort mindestens 6 Vereinler und Freunde da, um zu erfahren, dass sich zwei Freunde aus Gag am Hang balgten und kullerten. Gut so. Denn obwohl martialisch aussehende (ich sag mal "national denkende") Leute den ganzen Abend dabei waren, gabs überhaupt keine Probleme.
Im Gegenteil, bei Kedaster pogten alle in "trauter Einigkeit". ;-)
Wünsche für die nächste Rocknacht ? Detailverbesserungen und vor allem schönes Wetter ...
2002
Alles anders. Und alles wie immer. Die diesjährige
Rocknacht brach mit Traditionen. Nicht nur, dass sich die Veranstalter und
das Publikum zum ersten Mal über supergutes Wetter freuen konnten, das
Festival fand diesmal auch an zwei Tagen statt.
Der Aufbautermin am Donnerstag zeigte den üblichen Regenhimmel, aber schon am Freitag vormittag trocknete die Sonne die feuchten Ecken aus. So reisten diesmal eine Menge Leute mit Reisebus, Auto und Zelt an. Stolz verwiesen die Veranstalter auf die Bühne, die Im Vergleich zum Vorjahr noch größer ausgefallen war. Ein kurzfristiger Einfall war die gelungene Variante, mittels "Rückprojektion" die Sponsoren der Veranstaltung in den Pausen einzublenden. Da das wunderbar funktionierte, sollte es im nächsten Jahr möglich sein, auch auf Bilder aus vergangenen Rocknächten zuzugreifen. Und das wäre mehr als ein guter Pausenfüller.
Schon wenn man aus Richtung Wilsdruff zum Nackschen Arsch kam, sah man das Riesenlagerfeuer. Superangenehm konnte man gleichzeitig am Riesenfeuer sitzen und die Bands nicht nur hören, sondern auch sehen. Leider war diesmal der €uro auch ein Teuro, denn angefangen hatte die Rocknacht mal mit 5 Mark. Diesmal gabs 2 Tage für 16 Mark, einzelne Tage waren noch teurer.
<Anmerkung !>
Nur dein Artikel stimmt an einigen
Stellen nicht. Zum Einen waren Samstag knapp 500 Leute da, zum Anderen sind
wir im Vergleich zum letzten Jahr mit 8 DM den Abend mit unserem 8-Euro-Wochenendticket
nicht teurer geworden.
Außerdem können wir bei der Qualitätssteigerung (Bands, Bühne,
TECHNIK) die Preise vom allerersten Jahr natürlich nicht halten, sind
aber dennoch eines der preiswertesten Festivals dieser Qualität. Dazu
kommt, dass unsere Getränke- und Essenpreise echt niedrig sind. Ich entsinne
mich an das FlowerPower, wo man für ein Bier deutlich mehr bezahlt hat.
Auch wenn man sonst irgendwo auf nem Festival ist, sind die Preise deutlich
höher als bei uns. Wär echt nett, wenn du so was noch kurz mit erwähnen
könntest, wenn du schon über unsere Preise "herziehst".
</Anmerkung ! >
War aber auch OK, da im letzten Jahr zuwenig Leute da waren und ein Minus in der Rocknachtkasse gebucht werden musste. Da am Freitag über 300 und am Sonnabend über 600 Leute da waren, die sicher gut gegessen und getrunken haben, dürfte es in den nächsten Jahren also weitergehen. Und das Bier war mit 1,50 € sogar 3 Pfennige billiger als im Vorjahr. ;-) Schön ist auch, dass sich die 600 Leute auf dem hügeligen Gelände so verteilen konnten, dass jeder die Chance hatte, die Bands auch zu sehen.
Am Freitag gings schon gut los. Leider verzichtete der Verein auf AnsagerInnen, so dass oft geraten wurde, welche Band nun grade spielt. Aber irgend jemand der über 300 Leute wusste immer Bescheid. Das einmalige an der Wilsdruffer Rocknacht ist sicher das Gelände mit der Hanglage, die jedem von überall eine super-Sicht auf die Bühne bietet. (Von weitem gesehen, bildet die Schnittlinie der zwei Hügel eine Falte, daher der Name "Nack`scher Arsch".) Die Bands und die Stimmung waren gewohnt gut.
Komplett neu war dagegen der Auftritt von Bands am Sonnabend nachmittag. Ein paar mehr Zuschauer hätten die Bands auf jeden Fall verdient. So richtig voll wurde es eben wieder erst abends. Dann gab es aber wirklich auch ein "Treffen der Generationen". Und auch, was die Musikstile anging, wechselten die Gefühle. Während der Abend mit kunstvoll-filigranem Art-Rock von Flood begann, tobten zu der Kids-Band 4 Backwoods aus Köln Dutzende begeisterter Mädchen. Im Gegensatz zum vorigen Jahr läuft dann das Pogen naturgemäß nicht ganz so rau, aber nicht weniger herzlich ab. Die lange Headbangreihe vom Vorjahr wurde nicht wieder gesichtet, aber die Jungs, sichtlich irritiert vom tanzenden Mädchenpulk, führten dafür mal stage-diving vor.
Und größer kann der Wechsel kaum sein, guckt man sich den Auftritt der Peace Brothers an. Die Insider-Kultfigur Klaus Erbskorn trat mit einer minimalistischen Variante von "Blascore" an. Die gecoverten Hits sind so noch nie gehört worden. Wenn Schlager oder Hardrock in einer Sca-Version gespielt wird, tanzen dann alle Generationen (sofern sie noch nicht schlafen gegangen waren) zusammen.
War ein guter Schluss. Kurz vor dem Abbauen durfte sogar noch ein bis dato unentdeckter Barde zu seinen selbstabgemischten Liedern singen. Das Publikum verkrümelte sich ziemlich zufrieden zum Feuer, an den Barwagen oder in die Zelte.
"Die Rocknacht kann so bleiben." meinte ein Wilsdruffer. Das Wetter dazu aber auch.
Ein großes Ereignis lief gerade: Die
6. Wilsdruffer Rocknacht am 3. und 4. September - wieder am "Nack`schen
Arsch" (Sorry, das heißt so...). An den beiden Abenden traten 9
(!) Bands. Vielleicht ist dem Einen oder Anderen der Hauptact "Voodoo
Child" schon ein Begriff ? Dazu gab´s Lagerfeuer, Gulaschkanonen
und wegen der Geländelage immer sehr gute Sicht auf die Bühne. Lohnt
!
Und hier gibts die ersten Bilder, vom Soundcheck und dem ´noch
leeren Platz vor der Bühne und natürlich die Holzstapel für
die Riesenlagerfeuer. Nachmittags waren schon Mengen von Leuten auf den "Zeltplatz" gezogen.
Und das Wetter blieb supergut...
Der erste Abend begann krachig. Da können wir uns noch Zeit lassen beim Hinlaufen, meinten die Mädels, die mit zusammen vielen anderen zum Fahrsportgelände pilgerten. Ja, Pferde standen auch nebenan. Zuerst sieht man aber Parkplatz und Zeltstadt und schön viele Leute. Zum Anfang am ersten Abend hielt sich das Gedränge noch in Grenzen, die Leute verteilten sich vor der Bühne dem Bierstand , der Gulaschkanone, dem Zelt und dem Feuer. Von dem war anfangs ammeisten zu sehen, so viel Rauch waberte überall umher.
Die erste Band machte ihrem Namen "Bloody hands" alle Ehre. Rauhe und krachige Musik, die im starken Kontrast zum friedlichen Sommerabend stand. Danach zeigten aber die "Miners", warum der Abend Rocknacht heißt. Die Drei boten erfrischen straighten Rock, so dass Jung und Alt zufrieden vor der Bühne hüpfte. "Great Escape" setzte den schönen Rockabend fort, wobei sich der Bassist über eine Herde begeistert kreischender Groopies freuen konnte.
Zum Abschluss des ersten Abends hatte es "Nobody`s Fear" geschafft, von einer Nachmittagsband aus früheren Jahren zum großen Act zu werden. Zur späten Nachtstunde ließen sich dann immer weniger "motherfucking guys" den Trash in die Ohren hämmern.
Man denkt es nicht, aber die Schülerbands am Nachmittag spielten derart gut, dass es wirklich schade ist, dass so viele Leute zufrieden vor ihren Zelten lagen oder in der Stadt zum Eisessen unterwegs waren. War richtig gute Musik... Offiziell durfte dann den Sonnabend Abend die Zeppelin-Cover-Band Flaming Rocks eröffnen. Leider immer noch vor vereinzelten Gruppen von Zuschauern gabs genau so gute Musik, wie später bei den "Permanent vacation", die mit viel Spielspaß den Nerv des Publikums trafen.
Leider konnte das "Dot.De.Project" dort nicht anknüpfen. Stilmäßig im Funk/Groove-Bereich nützten weder super Gitarrenspieltechniken noch Verausgabungen des Sänger was, um wirklich die Massen zu erreichen. Der rief dem verwundertem Publikum zu: "Kauft weiter Computer !" und hatte den größten Erfolg mit einem Anti-Lied gegen die Trash-Metall-Fraktion, die im vollkommenen Missverständnis begeistert mittanzte..
.
Nach der Umbaupause kam die Nachtkälte schon empfindlich kühl vom Bach herüber. Dagegen lief mit "Voodoo Child" ein gelungenes Experiment - die Kiddies wurden mit Soul, Gospel, Blues und Funk konfrontiert. Schon allein der vergleichsweise steinalte Keyboarder an einer uralten Hammond-Orgel, der jeden Tastendruck regelrecht zelebrierte, war das Erlebnis wert. Frisch und perfekt gespielt, begeisterte die New Yorker Sängerin die Menge und sich selbst, so dass sie in symphatisch schlechtem Deutsch mit stage-diving "drohte". ;-)
"Warum ich im vorigen Monat 65.- € für ein grottenschlechtes Festival ausgegeben habe, wenn das hier in Wilsdruff für 10 € so gut ist...", meinte ein Besucher neben mir zu seinem Freund. Der meinte mit Blick auf die Lagerfeuer: "Nächstes Jahr bringen wir die anderen mit her." Was glücklicherweise auch die "normalen" Wilsdruffer freut, die mit erstaunlicher Symphatie den Jugendlichen ein großes und lautes Wochenende gönnen.
Bald gibts mehr Bilder, hier erst mal paar Links: Veranstalter, Voodoo child, Dot.De.Project, Miners (mal unter dates lesen !)
Mit einem pünktlichen Start begann die regenlose Rocknacht. Nach einem August, in dem bei 13 Grad (!) die Heizungen angestellt wurden, musste man das Wetter ja als gut bezeichnen. Auch wenn es am Vortag noch besser war. Aber auch so waren reichlich Leute gekommen, die sich zufrieden vor die Bühne, auf den Hang mit den Feuern oder um´s Bierzelt verteilten. Der neue Eintrittspreis von 12 € für beide Tage wurde akzeptiert - mittlerweile ist das Niveau woanders um Dimensionen höher. Durch die Mischung von verschiedenen Musik-Richtungen blieb es in diesem Jahr bei der entspannt-fröhlichen Atmosphäre. Interessanterweise sah man extrem viele Handys. Nicht nur zum SMSen auf der Wiese, sondern auch zum Fotografieren vor der Bühne wurden zeitweise recht viele beleuchtete Displays in die Höhe gestreckt. Der Abend begann mit Silent Poem und der Disskussion unter Fachleuten, wie das Instrument des Sängers eigentlich heißt. Man einigte sich auf Elektro-Steh-Bass, der recht virtuos eingesetzt wurde. Die Band, die ein heimliches Lampenfieber offensiv überspielte, lief zur Zugabe zu professioneller Hochform auf. Ein Super Start in den Abend ! Darauf folgte das Heimspiel von Livid, die als Bamawocotox sehr alte Rocknachtbekannte sind. Leider wurde das Pogo- und Headbang-willige Publikum mit Pearl-Jam-artigen Liedern hingehalten, die allerdings perfekt zelebriert wurden. Die Ansagen im Wechsel zwischen Deutsch und Englisch blieben zivil, da durch die Band die Verwendung von "fucking" immer mitgezählt wurde. Insgesamt 4 mal - das ist zivil zu nennen. Nachdem schon im letzten Jahr ein Keyboarder verzückt die Tasten bediente, konnte man das auch bei Milo aus CZ erleben. Dazu ein genialer Gitarrist, der schüchternste Basser des Abends, ein agiler Trommler, ein leider zu hörender Percussionist und ein verboten angezogener Sänger ließen die Leute zu tschechischen Texten hüpfen.
Nach einem furiosen Artrockstart wurde es dann eher Hardrock. Toxic Smile ließen es krachen, so dass der Platz vor den Boxen recht leer wurde. Der Bass ließ den Bauch ja angenehm viebrieren, aber Gitarre und Keyboard... Angenehme Lautstärke allerdings für die Besucher, die sich auf den Hang zurückgezogen hatten. Allerdings ist es schlechtes Marketing, wenn anfangs penetrant darauf hingewiesen wurde, auf welchen CDs welches Lied nun zu kaufen sei. Am zweiten Tag gab´s wieder eine paar gute Vorbands - sagt jemand "Big Savod " noch was ? Reste dieser Formation spielten am Nachmittag zur hellen Freude der Anwesenden. Und pünktlich gings auf noch recht leerer Wiese mit Presence of mind los. Obwohl gute Musik lustvoll und mit Einsatz gespielt wurde, wollten die grade erst Ankommenden noch nicht richtig lostanzen. So gabs eine Verabschiedung mit leichter Enttäuschung in der Stimme. Anders bei den Tricky Lobsters aus Rostock. Norddeutscher Dialekt ist schon fast ein Symphathiegarant. Und da die Musik endlich (!) schnell und rhythmisch wurde, sah mann ein absolutes Novum: Frauen - Pogo vor der Bühne. Mit vollem Körpereinsatz, aber ohne Fäuste wie bei den Männern, die zwei Lieder später den Bühnenvorplatz kochen ließen. Dieser Teil Rocknacht hatte seinen Namen tatsächlich verdient und so verließ das Publikum den Bühnenvorplatz nach dem Super-Act glücklich und erschöpft. Inzwischen war es angenehm voll geworden und deutlich zu spüren, dass die 4 Backwoods auf einen enormen (weiblichen) Fanblock in Wilsdruff bauen konnten. Obwohl der Rythmus ein kleines Stück gemächlicher als bei den Vorgängern daher kam, waren die unverkrampften Zwischenansagen fast noch erfrischender, als die perfekt gespielte Musik. Vom Begeisterungskreischen inspiriert, wurden die Mädchen aufgefordert, mit auf die Bühne zu kommen. Nach einer kurzen Bedenkzeit fand sich eine Bühne voll Kiddies, die ein Lied lang mit Band und Publikum abfeierten. Dass der Band-Auftritt Klasse hat, zeigte sich bei einem langsamen Zwischenstück, als der Sänger solo mit Gitarre ein Lied zelebrierte. Für alle vor der Bühne recht beeindruckend, da man die Hitze von Kopf und Körper im Gegenlicht der kalten Nachtluft wie Rauch aufsteigen sah. (Das fotografiert sich nur so schlecht...)
Gegen Morgen dann ganz anders. Gulo Car - Zigeuner aus Tschechien (und zwar 9 !) groovten, ja jazzten sogar ein bisschen. Vom Massenpublikum eher als Chill-Out-Combo behandelt, erfreuten sich andere am total gegensätzlichen Musikstil. Im Gegensatz zu früheren Jahren verloren sich die Musiker nicht in selbstverliebten Solis, sondern ließen den Sound schwingen, hüpfen und vibrieren. Ein Schauspiel lieferte der Trompeter am Rande, der manchem Ausdruckstänzer zur Ehre gereicht hätte. Ein würdiger Schluss für schon deutlich weniger Leute. Insgesamt war eine der sehr guten Rocknächte, da auch das Wetter untypisch gut war. 12 € für das Wochenende ist teuerer, aber nicht teuer. Leider war die Musik am Sonabend zu laut. Nicht die Bässe, ein bisschen Druck auf das Bauchfell ist nicht unangenehm, aber die lautstarken Höhen ließen alle Nicht-iPod-Geschädigten zu Ohrstöpseln greifen. Und selbst bei der Unterhaltung am Lagerfeuer mussten sich die Jungs sehr sehr nah an die Mädchenohren beugen. ;-) Kleine Einschränkung: Immerhin waren trotzdem Geräusche aus dem angrenzenden Maisfeld zu hören, die höchstwahrscheinlich nicht von Wildschweinen stammten... Und weil immer mal gefragt wird: Es gab keine Prügelei. Dafür viel Müll auf dem Zeltplatz. Schade. Sehr schade eigentlich. Eine Super Rocknacht mit feinster Musik - und kaum jemand war dabei. Wobei kaum jemand natürlich relativ ist, es waren schon Leute da. Aber das Gewühle auf dem Open-Air-Gelände war schon mal deutlich stärker gewesen, ganz zu schweigen von dem Zeltplatz. Das hatte nun garantiert mit dem Wetter zu tun. Häßlich kalt - und regnerisch dazu. So dass sich wahrscheinlich viele schon im Vorfeld entschieden, nicht zu kommen. Schade, aber das Problem haben alle anderen Veranstalter in der letzten Zeit auch bestätigt, auch wenn es im Gebäude stattfand. An Eintrittspreisen hat es nicht gelegen (12 € für beide Tage, 8 € für einen). Aber die Zeiten haben sich schon geändert. Waren in vorigen Jahren meterhohe Feuerflammen die Regel, konnte man in diesem Jahr überhaupt über ein großes Lagerfeuer froh sein - die extrem gestiegenen Holzpreise lassen jetzt tatsächlich Lagerfeuer zum Kostenfaktor werden ! Als erste band nach dem Aufbau durfte Eva Loft auf die Bühne. Mit dichtem, rockigem Sound, der teilweise psychodelisch eingefärbt war, boten die Jungs einen gelungenen Einstieg in die Rocknacht. Und die hübsche Sängerin ein oft fotografiertes Motiv. Aber zum Glück nicht nur - die Wirkung der gesamten Band und ihrer Musik überzeugte. Danach wurde es krachiger. Crunch Head Club gingen mit schnellem Rythmus und gewagten Gitarrenriffs ordentlich zur Sache. Leider fehlte dem Pubblikum die kritische Masse, um entsprechend mitzutanzen, aber die Regengedanken waren schnell vertrieben. Als Hauptact am Freitag standen die Blues-Opas von Woyaya auf und die alten Kunden vor der Bühne. An längst vergangene Szenezeiten zurückerinnert, als Blues Gegenwirklichkeit zum DDR-Alltag war und jeder mit einer Mundi zum Konzert ging, um mitzuspielen, trafen auch die Zwischenansagen auf viel Symphatie.Und von wegen Opas - die alten Herren ließen die Gitarren kreisen und spielten über Kopf weiter, wie die echten Blueslegenden. Der Sonnabend wurde schlimmer - was das Wetter anging. Nicht nur kalt und grau, sondern auch richtig regnerisch. Die Rockvereinsleute schöpften nur zum Mittag Hoffnung, als sich kurz ein paar Sonnenstrahlen zeigten, aber dann zog es sich wieder zu. Und regnete... Auch zum Auftritt von einer Berliner Band, die zu den wenigen Zeltern gehörten, regnete es. Nach dem ersten Lied der "Erlöser" füllte sich der Platz vor der Bühne immer mehr. Und bald konnte man nicht mehr unterscheiden, ob die Haare vom Regen oder vom heftigen Mittanzen nass geworden waren. Krachige Rockmusik mit eingängigen deutschen Texten, interessant arrangiert und wunderbar tanzbar - so fängt ein guter Rocknacht-Abend an. Der ging dann mit Main Machine aus Leipzig weiter. Und auch hier Erstaunliches: Bei Musik, zu der mit tiefster krächzender Stimme gebrüllt wird, erwartet man eigentlich keine Melodien. Im Gegensatz zu dieser Band, bei der der Sänger durchaus gut, variantenreich und richtig singen konnte. Dazu der Rythmus und hüpfender Bass plus martialische aussehende Glatzköpfe - auch hier tanzte das Publikum begeistert. Auch erfreulich - selbst bei diesem Musikstil wurde die Zwischenansagen auf Deutsch gemacht (wie übrigens bei allen Bands). Und das ist gut so. Danach wurde es komplett anders. Mit einer mutigen Entscheidung zu Nosingles. Die im Gegensatz zu ihrem Namen intelligente Rockmusik mit deutschen Texten machten, bei denen es tatsächlich auf die Texte ankam ! Dementsprechend wurde nicht getanzt, sondern intensiv zugehört. Und da war sie auch wieder - die Keyboard-Orgel neben den üblichen Gitarren. Dafür ging es dann bei der Bandgeek Mafia total ab. Der Platz vor der Bühne verwandelte sich in Sekunden in ein matschiges Schlammterrain. Sehenswert, wie man auf der Zugposaune Luftgitarre spielt ! Die mit "Hardcore-Ska" betitelte Musik ließ die Massen zappeln und springen, bis selbst die nimmermüden Tänzer kaum noch konnten. Bei solchen Bands wird dann auch das Wetter egal... Und noch mal erstaunlich: Selbst die letzte Band lud zum Tanzen ein. Nichts mit ruhigem Ausklang am sehr frühen Morgen. Never Ending Story durften das begeisterte Publikum unterhalten. Leider war der kleine Streifen Abendrot, der mal kurz zu sehen war, nur die Ausnahme. So intensiv wurde das große Bierzelt der Stadt noch zu keiner Rocknacht genutzt. Wie bei anderen Veranstaltungen in diesem Jahr gibt es ein schweres Problem: Den Leuten, die da gewesen waren, hat es ausnehmend gut gefallen. Aber es waren zuwenige. Und das gibt wiederum finanzielle Sorgen. Mal sehen, wie es weiter geht... Ein Jahr Stille - das wichtige 10. Rocknachtjubiläum musste verschoben werden. Das kalte Wetter hatte die Einnahmen derart minimiert, dass sich der Verein grundsätzliche Fragen stellen musste. Also gab es ein Jahr Pause und eine gute Finanzierungsvariante: Die EU stellt über den deutsch-tschechischen Zukunftsfond Geld zur Verfügung. Tschechische Bands haben zur Rocknacht eh Tradition und Festivalbesucher aus dem Nachbarland sind natürlich auch gern gesehene Gäste. Leider scheint es auch eine andere Tradition zu geben: das schlechte Wetter. Besonders höhnisch, dass es gerade an diesen beiden Tagen regnerisch und kalt war. Wenn dann noch am frühen Abend die Schülerbands mit kehlkopfmordendem Metal Core - "Musik" (?) bis in die Stadt zu hören sind, kann das schon Publikum verschrecken. Wie immer hat es denen, die trotzdem gekommen waren, ausnehmend gut gefallen. Leider waren es viel zu wenig. Schade.
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