Das hatte es seit mindestens 5 Jahren nicht mehr gegeben: Graues, nasskaltes Mistwetter, Regen den ganzen Tag lang und vor allen Dingen kalter Wind. Dagegen kommt kein Feuer an. Eigentlich waren die äußeren Umstände eher sehr ungünstig.
Dafür klappten andere Sachen um so besser: Der Ton zum Beispiel. Andi hat sich in den vergangenen Jahren zum Ton-Profi entwickelt und mit der richtigen Mischung aus Hoch- und Tieftönern lag`s in diesem Jahr höchstens am Filmmaterial, wenn der Ton nicht gut zu verstehen war.
Voll war`s auch an beiden Tagen, wobei sich die Stimmung doch erheblich unterscheidet. Am Freitag gibt sich das Festival eher als Leute-Treff-und Quatschen-Tag, während am Sonnabend konzentriert Filme angeschaut werden. Auf besonderen Wunsch wurden in diesem Jahr auch mal ein paar alte Super8-Filme vom Studio Ungersee und Wilsburg gezeigt. Mittlerweile schon fast historisch interessant - die Filme aus dem vorigen Jahrtausend. Und das "Yellow water", DER Filmfestklassiker überhaupt gezeigt wurde, braucht gar nicht besonders erwähnt zu werden.
Der Start am Freitag verlief eher schwierig. Es dauerte tatsächlich bis zum Bandauftritt die Verkabelungsprobleme zum Videobeamer zu lösen. In der Zwischenzeit gab`s eben Krauteintopf oder Rostbratwurst und diverse Getränke zu sehr zivilen Preisen. Die Band aus Braunsdorf gab ein schönes Konzert, wobei das Publikum besonders von der Sängerin Zugaben erklatschte. Der erste gezeigte Film war dann "Zugroulette" von CVJM. Von denen wurden dann im Lauf der Nacht auch die meisten Streifen gezeigt - den Publikumswünschen entsprechend. Trotzdem konnte jeder das gesamte Spektrum an Filmen erleben (zumindest Beispiele von allen Studios, soweit die Video`s verfügbar waren). Die letzten Leute verließen gegen 4.30 Uhr die Halle, wie lange es dann noch am Feuer weiterging, ist eher unklar.
Jeder wollte doch zum Sonnabend Abend wieder fit sein. Der Sonnabend diesmal ohne Band und erstmals mit einem Zeitlimit für die Beiträge. Das wurde vom Publikum auch positiv aufgenommen. Während in den letzten Jahren die Filme erst gegen 1.00 Uhr morgens endeten, konnte sich die Jury diesmal schon gegen 23.00 Uhr "zur Beratung zurück ziehen". Nach der Preisverleihung wurden zwar weiter gute Filme gezeigt (z. B. mal wieder die Super8-Klassiker vom Studio B. aus Freital), aber vor allem wegen der Kälte wurde nicht mehr so lange gefeiert wie am Freitag. Gegen 2.30 war dann Schluss.
Sehr schön war, dass neue Studios am Festival teilgenommen haben. Deren Filme wurden mit viel Beifall und Lachen aufgenommen. 3 Studios lieferten ihre Beiträge auf S-VHS ab. Und wieder wurde ein Film komplett am Computer geschnitten und vertont.
Zum Jurysprecher wurde der Sänger der holländischen Band Kedaster erkoren. Der hatte sich durch seine Ansagen in herrlichem Dialekt äußerst beliebt gemacht. Lustig war, dass die Filmteam Dankesworte mehr oder weniger ernst gemeint zum Besten gaben. Als Preise gabs diesmal Quietschtierfrösche.
Nun zu den Filmen:
Wilibi Pictures - Wilsdruffer Wochenschau
Wilibi meint in diesem Fall Wilsdruff, Limbach und Birkenhain. Die Newcomer zeigten in ihrem Film lustige und überspitzte Situationen. Dabei war durchaus schauspielerisches Talent zu bemerken. Ja , und wer selbst Filme macht, kennt den Aufwand um verschiedene Drehorte, Kostüme bis hin zur "Maske". Hoffentlich gibts im nächsten Jahr wieder einen Beitrag.
Studio B. aus Freital - Werbung
Nach ein paar Jahren Pause endlich wieder mit dabei. Werbeclips ganz anders zu machen ist zum Festival ein dankbares Thema. Entsprechen groß war die Freude beim Publikum über die Gags. Dabei diente sogar ein älterer Freiberger Streifen zum Thema "Telefonsex" als Vorlage.
Das Projekt aus Freiberg - Der siebente Sinn
Die Nachwuchskünstler aus Freiberg mit einem kurzen "treffsicheren" Film über Haarwildwechsel im Frühling und die damit verbundenen Gefahren für dasselbige. Gut gemacht.
Studio abgedreht aus Wilsdruff - Nicht stören, Kinder schlafen !
Wenn sich jemand von seiner Südamerikareise eine unglaublich günstige Digitalkamera mitbringt, haben andere Probleme. Und zwar die, die sich genau diese Kamera zum Filmemachen ausborgen. Der Unterschied von PAL und NTSC (nebenbei das bessere Format) ist eben doch gewaltig (10 Hz). Wie schon vor 2 Jahren mussten die Experten von Expert das Material in ein bearbeitbares Format überspielen. Der Hauptmacher der Festivals Andi brachte dann noch das Kunststück fertig, den Film am Sonnabendnachmittag zu schneiden !
Das hatte sich allerdings gelohnt. Zur Musik aus "Lola rennt" waren dramatische Szenen einer Traumwelt zu erleben. Am besten sicher die Choreografie zu den Back Street Boys - mit Totenköpfen und Sensen !
Martin aus Berlin - Eine haarige Geschichte (zum Mitheulen)
Kurz, knapp und gut: Ein Hund jault und winselt zur Mundharmonika. Ein bis dahin noch nicht gehörtes Duett.
Die Leipziger aus ? - FSK
Bei den Leipziger kommt das Publikum jedes Mal wieder ins Grübeln. Ist das Kunst oder nur Chaos, ist das Genie oder Scharlatanerie ? Im Vorfeld als "Film wie ein Strauß bunter Bilder" angekündigt, wären zumindest die Dialoge verschiedener Szenen als nicht jugendfrei zu streichen gewesen. Der Schwenk von einer Verbrechermilieustudie über ein Candle Dinner mit unglaublichen Gute-Geschmack-Verletzungen zum Synchronschwimmen (!) - wie beschreibt man diese Machwerk ?
Auf die viele beschäftigende Frage, warum der erschossene Russe als Schwimmtrainer wieder dabei war, antworteten die Filmautoren: "Wer das bemerkt hat, hat den Film verstanden". Aha.
Studio Freiberg - Sehnsucht
Der zweite Film, der irgendwie von "Lola rennt" geprägt wurde. Kommissar Klaus (zur Zeit im Straflager in einer Silbermine auf dem Mond) träumt von der Lösung seines letzten Falles. Die "Monumentalfilmer" des Festivals beschieden sich diesmal mit den allgemein üblichen 20 Minuten. Insider bemerkten, dass eine alte Aufgabe gelöst wurde: Die Bergwerkszene war diesmal (wie der komplette Film) gut zu verstehen.
Studio Wilsburg aus Wilsdruff - Mäander
Das immer wiederkehrende griechische Ornamentmuster gab den Titel für die Filmidee. Aus einer feststehenden Kameraperspektive sah man vom Kinderwagen bis zur alten Frau die verschiedenen Lebensstufen. So hätte der Kurzfilm mit dieser spannenden baulichen Situation gut wirken können, wenn nicht das Studio eine Vorführpanne gehabt hätte. In den vorigen Jahren ständig mit Tonproblemen geplagt, jaulte diesmal streckenweise gleich das Bild mit. Schade drum.
CVJM aus Wilsdruff - Der zweifelhafte Gast (Eine merkwürdige Bildergeschichte)
Die Altmeister mit einer verfilmten Bildergeschichte - diesmal nicht in Schwarz/Weiß, sondern Sepiabraun/Weiß. Stilecht mit schönen Kostümen und in einem echten Schloss. Entsprechend schöne Kameraeinstellungen zu einem eher mystischen Stoff. Technisch brillant und mit feinem Witz umgesetzt. Ein schöner Schlusspunkt des Festivals.
Bald gibts noch Bilder auf dieser Seite...